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Kindergarten Villa Kunterbunt - Demokratiebildung in der heutigen Zeit

Wer kennt es nicht – aus dem privaten wie auch aus dem beruflichen Umfeld: unzählige Beispiele, in denen Menschen nur auf ihren eigenen Vorteil bedacht sind und sich selbst der Nächste sind.
Individuelle Entfaltung, Förderung sowie ein gewisses Maß an Egoismus und Selbstwert sind zweifellos wichtig.

Doch was passiert mit unserer Gesellschaft, wenn wir nur noch Menschen mit individuellen Bedürfnissen haben und jeder ausschließlich seinen eigenen Vorteil verfolgt?
Wo bleibt die Gemeinschaft, die in der heutigen Zeit immer wichtiger wird – einer Zeit, in der Menschen zunehmend vereinsamen und Kinder sich online zum Zocken treffen, statt sich persönlich zum Spielen zu verabreden?

Das Leben ist ein stetiger Wandel, und die heutige Zeit entwickelt sich so schnell, dass man oft kaum hinterherkommt.
Unsere Kinder sind jedoch in diese Zeit hineingeboren und kennen es nicht anders – und das ist auch gut so.

Trotzdem sollten wir Erwachsenen uns bewusst fragen:


Was lebe ich meinem Kind vor – und wie erziehe ich es im Hinblick auf Gemeinschaft und Demokratie?

Hinterfragen Sie sich als Erwachsene selbst:
Bin ich ein Vorbild? Kinder beobachten sehr genau:

Wie treffen wir Entscheidungen?

Wie wenden wir Regeln an?

Wie gehen wir mit Konflikten um?

Bildungsforscher beschreiben Demokratiebildung als

„[…] einen vom Subjekt ausgehenden, ganzheitlichen Prozess der Bildung zur Mündigkeit, basierend auf demokratischen Grundwerten wie Freiheit, Gleichheit, Gerechtigkeit, Solidarität und Emanzipation.“
(Kenner/Lange 2022, S. 62)

Demokratiebildung bedeutet also konkret:

Individuelle Wünsche und Bedürfnisse müssen manchmal zugunsten der Gemeinschaft zurückgestellt werden.

Jeder hat ein Recht auf eine eigene Meinung und darf diese auch äußern.

Manche Sachverhalte müssen ausgehandelt werden.

Die Bildungsmöglichkeiten unserer Einrichtung können nur dann vollständig genutzt werden, wenn Kinder nicht dauerhaft ihre Grenzen austesten müssen.

Bei uns werden die Bedürfnisse jedes Kindes ernst genommen – immer jedoch im Kontext des großen Ganzen.
Ein „Nein aus Liebe“, das konsequent und angemessen ist, wiegt oft mehr, als zu allem Ja zu sagen.

Das Kind sollte drei „Wollens-Kategorien“ unterscheiden können:

Das will ich – und das kann ich auch ganz alleine bestimmen.
(z. B. ob ich das Vesper oder den Gemüseauflauf essen möchte – und wie viel davon)

Das will ich – aber das geht gar nicht.
(z. B. an einer stark befahrenen Straße mit dem Ball spielen, Kaffee trinken wie Erwachsene, die Windel nicht wechseln lassen, selbst bestimmen, wann ich ins Bett gehe)

Das will ich – und das ist Verhandlungssache.
(z. B. ein Eis vor dem Mittagessen, trotz Regen keine Matschhose anziehen, trotz Kälte keine Mütze tragen)

Auch wenn die Bedürfnisse der Kinder für uns Erwachsene manchmal in eine andere Richtung gehen und gewisse Situationen schwer auszuhalten sind, erlebt sich das Kind als selbstwirksam – und lernt am meisten aus eigenen Erfahrungen.