Aufgrund der drei Starkregenrisikoereignisse in diesem Jahr und den Gesprächen mit betroffenen Bürgern hat die Gemeindeverwaltung drei Angebote für die Erstellung eines Starkregenrisikomanagements bei Fachfirmen eingeholt.
Seitens des Landes Baden-Württemberg werden bis zu 70 % für die Erstellung des Konzepts eines Starkregenrisikomanagements bei Beantragung gefördert.
In der Gemeinderatssitzung am 19.9.2024 waren Vertreter der Stadtwerke Bietigheim-Bissingen (SWBB) diesbezüglich eingeladen. Herr Pöschl, Diplom-Hydrologe, referierte in einer ausführlichen Präsentation über das Thema „Starkregen“. So wird seitens des Deutschen Wetterdienstes ab einer Regenmenge zwischen 15 – 25 l/m² und Stunde oder 20 – 35 l/m² und 6 Stunden von einem Starkregenereignis gesprochen, das sich durch eine lokale Ausdehnung von max. 5 km², einer ortsfesten Gewitterzelle und durch gleichbleibende Beregnung kennzeichnet. Herr Pöschl ging auf das Ereignis des 2.6.2024 in Erligheim und den angrenzenden Kommunen ein.
Die gemessenen Werte vom 2.6.2024 stellten ein Starkregenereignis dar, das statistisch alle 30 – 50 Jahre stattfindet. Im Vortrag wurde vor allem auf den Unterschied zwischen einem Hochwasserereignis und einem Starkregenereignis eingegangen. Starkregenereignisse sind Überflutungen, die durch Regenniederschlag aus dem Gelände entstehen, während Hochwasserereignisse aus Überflutung von Gewässern entstehen.
Im weiteren Verlauf führte Herr Pöschl aus, wie der Aufbau eines effizienten Starkregenrisikomanagements entsteht. An erster Stelle steht die Ermittlung der Daten, die Erstellung einer Überflutungssimulation und die Bewertung der Risikoanalyse. Es folgten Empfehlungen für schützende Maßnahmen für die Gemeindeverwaltung und für private Haushalte.
Im privaten Bereich könnten dies beispielsweise der Einbau von Rückstauklappen, die Erhöhung von Lichtschächten durch Mauerung oder die Errichtung von Wasserschotten sein. Im öffentlichen Bereich könnten beispielsweise Maßnahmen wie das Ausweisen von weiteren Versickerungsflächen, die Erstellung von Regenrückhalteeinrichtungen und eine erhöhte Pflege von Gewässerschutzstreifen ergriffen werden.
Herr Pöschl ging in seiner Präsentation auch auf die Bestandskanalisation in Erligheim ein und teilte mit, dass selbst ein stärkeres Kanalnetz irgendwann seine Aufnahmekapazität erreicht hat. Es sei kurzfristig nicht sinnvoll, die Kanalisation in nur besonders betroffene Bereiche wie beispielsweise der Seestraße, Ensbachstraße, Blumen- oder Rathausstraße zu verstärken, sondern eine Gesamtkonzeption für das Gemeindegebiet zu erstellen und die noch genauere Ermittlung von Engstellen im Kanalnetz zu lokalisieren.
Zudem ist angedacht, nach Vorlage der Ergebnisse und Empfehlungen des Planungsbüros, eine Einwohnerversammlung zu den genannten Themen abzuhalten.
Die Vertreter der Stadtwerke Bietigheim-Bissingen boten an, vorab Beratungen bei Betroffenen für mögliche kurzfristige Maßnahmen anzubieten und bei aufkommenden Fragen zur Verfügung zu stehen.
Ansprechpartner SWBB Herr Ruf, Herr Pöschl: Tel. 07142/7887495